Chancen ergreifen, neu denken und machen – MIT Neujahrsempfang mit guten Vorsätzen

Datum des Artikels 12.01.2023
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Nach zwei jähriger Pause war es soweit. Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion MIT – Kreisverband Stade traf sich zum 14. Mal zum Neujahrsempfang in den Räumlichkeiten des BMW Autohauses STADAC in Buxtehude. Als besonderen Gast lud die MIT den Prof. Dr. Fritz Vahrenholdt ein.

Der Vorsitzende der MIT, Gerhard Hoffmann beschrieb das Neujahrstreffen wie folgt: „Tolle Atmosphäre und interessante Beiträge. Wer nicht da war, hat was verpasst.“ Diese Versammlung biete laut dem Gastgeber und Geschäftsführer von STADAC, Martin Leuchtenberger, die Gelegenheit die Volksvertreterinnen- und Vertreter persönlich anzutreffen, sich auszutauschen und neue Impulse zu bekommen. „Der direkte Austausch schafft Kraft und ermutigt weiter zu machen“, sagt der Unternehmer. Mit bis zu 300 Plätzen und vielen Parkmöglichkeiten bietet STADAC die optimalen Rahmenbedingungen für den Neujahrsemfang.
Bereits im November war die Veranstaltung vollständig ausgebucht. Vertreter aus Politik und Wirtschaft und zahlreiche MIT-Mitglieder waren unter den 120 geladenen Gästen dabei. Der Landrat des Landkreises Stade Kai Seefried, Oliver Grundmann (MdB) und Dr. Marco Mohrmann (MdL) hielten bei dem Jahresauftakt ein Grußwort. Als besonderen Gast lud die MIT den Prof. Dr. Fritz Vahrenholdt ein. In seinem Vortrag sprach der Aufsichtsratsvorsitzende der Aurubis AG über das Scheitern der deutschen Energiepolitik.
Dass der Gastredner von der SPD kommt, hatte keine Relevanz. Gleich zu Anfang wies Gerhard Hoffmann auf die Rolle der MIT im Kreisverband Stade hin und betonte, dass die Vereinigung kein verlängerter Arm der CDU sei und es vielmehr darum gehe, Mittelständer außerhalb der Partei zu erreichen und die Themen des Mittelstands in die CDU zu tragen.
Ein Thema, das den Mittelstand beschäftigt, ist in allen an dem Abend gehaltenen Ansprachen aufgegriffen worden. Neben der wirtschaftlichen Krise, dem Krieg als Brandbeschleuniger, den steigenden Energiepreisen, Zinsen und Lebenshaltungskosten bereitet die Bürokratie die größten Sorgen. Auf die Frage, wie es weiter gehen soll, um den Wohlstand zu sichern, lautete die Antwort der anwesenden Redner: Prozesse beschleunigen und handeln. „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir in vielen Bereichen neudenken und auch mal machen müssen, um aus dieser Krise gestärkt rauszukommen“, appellierte der Landrat Kai Seefried, der die entscheidende Botschaft für 2023 darin sieht, die Chancen zu ergreifen etwas Konkretes umzusetzen. Dass dies möglich ist, erklärte der Landrat am Beispiel des Baus des LNG-Terminals, das als Vorbild für die schnelle und erfolgreiche Projektumsetzung gelte. Planungsbeschleuniger und Entbürokratisierung seien wichtig, um Aufgaben der Zeit bewältigen zu können, so Seefried.
Die von ihm erwähnte Kooperation des Landkreises Stade mit einer Universität in Riga, bei der deutsche Medizinstudenten für den Standort Stade gewonnen und zu Fachkräften ausgebildet werden sollen, um künftig die ärztliche und gesundheitliche Versorgung zu sichern, zeigt das verantwortungsvolle Handeln des Landkreises.
Viel Lob über die gute Zusammenarbeit zwischen den Landkreisen und Abgeordneten im Elbeweser Dreieck kam seitens des Landtagsabgeordneten des Kreisverbandes Rotenburg Dr. Marco Mohrmann. Der Agrapolitiker kam zudem auf das Thema Landwirtschaft zu sprechen. Diese sei ein wichtiger Teil der mittelständischen Wirtschaft. Deutschlandweit betrachtet würden in den ländlichen Regionen des Landkreises mehr als zehn Prozent der Menschen von der Wirtschaftskraft, die aus der Landwirtschaft hervorgeht, abhängig sein. Anhand von plakativen Beispielen wie der Biogastechnologie, der Tierhaltung und den Pflanzenschutzanwendungen beschrieb Mohrmann die aktuellen Problematiken rund um die Projektumsetzungen und kritisierte die Ideen und Beschlüsse einiger EU-Kommissare. Oft seien Vorgaben und die Anforderungen erhöht worden. Dies habe beispielsweise die Abwanderung von Erzeugnissen in die Nachbarländer zur Folge. Im Anschluss betonte Mohrmann, dass er sich für die Verzahnung zwischen Landwirtschaft und Mittelstand verstärkt einsetzen möchte.
Oliver Grundmann setzte zunächst auf die Vermittlung von Hoffnungsbotschaften. Der Bundestagsabgeordnete startete mit einem Thema, für das er „wie kein anderer brennen würde“, wie er es selbst beschrieb - nämlich CCS (Carbon Capture and Storage). Diese Technologie ermöglicht die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid. In seinem Statement zu den aktuellen Herausforderungen nannte der Politiker die Energieversorgungssicherheit und forderte zum kompletten Umdenken auf. Laut Grundmann sei das CCS Verfahren der Rettungsschirm für das Klima, die deutsche Industrie und die Lösung für die Energiewende.
Der Gastreferent Prof. Dr. Fritz Vahrenholt sprach ebenfalls von einer notwendigen Kehrwende in der deutschen Politik, außerdem den erforderlichen wettbewerbsfähigen Energiepreisen und den Erhalt von Arbeitsplätzen im Mittelstand. In seiner umfangreichen Präsentation zum Thema „Die deutsche Energiepolitik steht vor dem Scheitern“ stellte der ehemalige Umweltsenator und Vorstand in Unternehmen der Erneuerbaren Energien, dem Publikum seine Erkenntnisse im Hinblick auf den globalen Klimawandel, die Abschaffung von deutschen Kohlekraftwerken und den Ausbau von Wind- und Solarenergie dar. Ziel seines Vortrages: den Zuhörern eine realistische Sichtweise auf die Energieprobleme zu geben.
Seiner Ansicht nach hätten sich die Preise für Strom und Gas bereits 2021 vor dem Ukraine Krieg durch den politisch gewollten Anstieg der Preise von Emissionszertifikaten und die unterlassene Erschließung neuer Gas- und Kohlevorkommen vervierfacht. In Betracht des Wissenstands über die Gasknappheit, sei es eine Fehlentscheidung gewesen aus der Steinenergie auszusteigen und Kohlekraftwerke zu reaktivieren. Zwar befürwortet Vahrenholt die Senkung der CO2 Emissionen, die Klimadebatte sei jedoch von unrealistischen Szenarien beherrscht und hätte zur Verunsicherung geführt.
„Da wir das Gas nicht mehr zu einer günstigen Preislage bekommen werden, sage ich, dass die Energiepolitik gescheitert ist“, sagt Vahrenholt und führt weiter aus: „Ich freue mich über die Energieterminals, aber wir müssen wissen, dass es deutlich teurer ist, als das was wir gewohnt sind.“ Laut Vahrenholt sei die Energielücke allein mithilfe der Photovoltaik und der Windenergie nicht zu füllen, zumal der Wind nicht immer zur Verfügung stehe. Der Pionier der Umweltpolitik, wie ihn Gerhard Hoffmann bezeichnete, setzt unter anderem auf die Fracking Erdgasförderung. Derzeit gibt es in Deutschland ein Fracking Verbot. Prof. Dr. Fritz Vahrenholt hält es jedoch für eine Frage der Zeit bis Verfahren, wie das Fracking oder das CCS, umgesetzt werden.
Für seinen Vortrag, ähnlich wie für alle anderen Reden, gab es zum Abschluss Applaus seitens des Publikums. Fragen und Gespräche wurden in einem gemütlichen Rahmen beim anschließenden Catering unter den Anwesenden bis in die späten Abendstunden geführt.