Ein Video von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD), in dem sie im einsetzenden Silvesterfeuerwerk spricht, sorgt für Kritik aus der Opposition. CDU-Verteidigungspolitikerin Serap Güler empfahl Kanzler Olaf Scholz (SPD), Lambrecht zu entlassen. Die Rede über den Krieg vor Silvesterböllern "setzt ihrer Serie an Peinlichkeiten nur noch die Krone auf", twitterte Güler.

Jede weitere Minute, in der der Bundeskanzler an dieser Ministerin noch festhalte und damit das Ansehen des Landes weiter beschädige, gehe auf sein Konto. Es gehe schon lange nicht mehr um die Außenwirkung einer Ministerin, sondern um Deutschlands Wahrnehmung in Europa und der Welt. "Wer soll uns so noch ernst nehmen?", twitterte Güler. Auch Ex-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) kritisierte das Video auf Twitter.

Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johann Wadephul, sieht in dem Silvestervideo einen Beleg für Lambrechts mangelnde Eignung. "Das Video zeigt noch mal deutlich, dass sie die Falsche in diesem zentralen Amt ist – und das in diesen Kriegszeiten in Europa", sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). "Sie findet keine Einstellung zu dem Amt und den damit verbundenen Aufgaben. Das Video hat überdies gezeigt, dass Lambrecht auch kein Gefühl für die Lage insgesamt hat und wie so etwas auf die Soldaten im Einsatz wirkt."

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann twitterte: "Neues Jahr, erneute Peinlichkeit. Die Verteidigungsministerin ist nicht zu halten. Der Person mag die Blamage egal sein. Für das Amt ist sie verheerend." Ihr Parteikollege Jan-Marco Luczak schrieb: "Ich bin als Staatsbürger wirklich peinlich berührt ob einer solch deplatzierten Neujahrsbotschaft einer der wichtigsten Ministerinnen der Ampel-Bundesregierung."

Bundesregierung will Video nicht kommentieren

Lambrecht hatte am Sonntag über einen als privat gekennzeichneten Instagram-Account ein Video geteilt, in dem sie das Jahr 2022 bilanziert. Ihre Sätze wurden vom Pfeifen von Silvesterraketen und explodierenden Böllern überlagert, sodass sie teilweise kaum zu hören war. Lambrecht sagte, das Jahr 2022 habe uns vor unglaubliche Herausforderungen gestellt. "Mitten in Europa tobt ein Krieg. Und damit verbunden waren für mich ganz viele besondere Eindrücke, die ich gewinnen konnte, viele, viele Begegnungen mit interessanten und mit tollen Menschen", sagte die Ministerin.

Die Bundesregierung will das Video nicht kommentieren. "Ich sehe jetzt keinen Anlass, das hier zu bewerten", sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, es handele sich um ein privat aufgenommenes Video, für das keine Ressourcen des Ministeriums verwendet worden seien. Auf die Frage, ob die Filmaufnahme angesichts des Kriegs in der Ukraine eine angemessene Form sei, das neue Jahr zu begrüßen, sagte er: "Die Worte der Ministerin im Video stehen für sich. Es ist nicht an mir, das zu kommentieren."

Die Sicherheitsexpertin Ulrike Franke von der Denkfabrik European Council on Foreign Relations nannte das Video "unerträglich unsensibel". Die Politikwissenschaftlerin Constanze Stelzenmüller kommentierte das Video mit den Worten: "Ratlos. Einfach ratlos."

Zurzeit steht Lambrecht in der Kritik, nachdem bei einer Schießübung der Bundeswehr alle 18 Puma-Panzer ausgefallen waren. Dazu kommt eine lange Liste an anderer Ausrüstung, die der Bundeswehr zurzeit fehlt. Manche Soldatinnen und Soldaten kaufen sich ihre Ausrüstung noch immer auf eigene Kosten, trotz der 100 Milliarden Euro Sondervermögen für die Bundeswehr. CSU-Chef Markus Söder hatte bereits vor einem Monat Lambrechts Rücktritt gefordert.