Meldung 05. Dezember 2022

Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat seine Bevölkerungsvorausberechnung aktualisiert. Für die Sozialversicherungen beginnt mit dem Renteneintritt der Babyboomer eine entscheidende Phase des demografischen Wandels.

Der Alterungsprozess in Deutschland setzt sich weiter fort: Zwischen 1990 und 2021 ist die Zahl der Menschen im Alter ab 67 Jahren um 58 Prozent von 10,4 Millionen auf 16,4 Millionen angewachsen. Bis zum Jahr 2035 könnte die Zahl der Menschen im Rentenalter (ab 67 Jahren) um etwa 4 Millionen auf mindestens 20 Millionen steigen. Danach wird die Zahl der Menschen ab 80 Jahre massiv zunehmen. Das zeigen neue Prognosen des Statistischen Bundesamts. Die Experten haben heute in Berlin die Ergebnisse ihrer 15. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung vorgelegt. Sie stützt sich auf Analysen der demografischen Trends und zeigt, wie sich die Bevölkerungszahl und die Altersstruktur langfristig entwickeln könnte, wenn sich die Trends fortsetzen beziehungsweise wenn sich davon abweichende Tendenzen durchsetzen würden.    

Auf Basis der neuen Berechnungen dürfte der demografiebedingte Pflegebedarf in Deutschland zwischen 2035 und 2050 voraussichtlich besonders stark steigen, prognostiziert der Studienleiter Dr. Karsten Lummer, Leiter der Abteilung „Bevölkerung“ bei Destatis. „Ab Mitte der 2030er Jahre rücken die Babyboomer-Jahrgänge in die Altersgruppe der ab 80-Jährigen auf. In den 2050er und 2060er Jahren werden dann zwischen 7 und 10 Millionen hochaltrige Menschen in Deutschland leben“, sagt Lummer. Bereits heute seien mehr als 55 Prozent aller Pflegebedürftigen mindestens 80 Jahre alt.

Mehr Vorsorge als Antwort auf den steigenden Pflegebedarf

Welche Herausforderungen auf die umlagefinanzierte Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung zukommen, verdeutlicht eine weitere Zahl. In den nächsten 15 Jahren könnte die Zahl der Menschen im Erwerbsalter um 4,8 Millionen Menschen sinken. Nur eine hohe Nettozuwanderung könnte diesen Trend abmildern. Immer weniger Erwerbstätige müssen mit ihren Sozialbeiträgen dann die Vesorgung einer steigenden Zahl von Rentnerinnen und Rentnern schultern.

„Damit gute Pflege bezahlbar bleibt, muss sich dringend etwas ändern,“ erklärte PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther zu den neuen Prognosen. „Es gibt immer mehr Pflegebedürftige, aber immer weniger jüngere Beitragszahler. Deshalb müssen wir jetzt vorsorgen. Die Private Kranken- und Pflegeversicherung bildet schon heute kapitalgedeckte Reserven und entlastet so die Jüngeren. Die Politik muss mehr Menschen eine solche Vorsorge ermöglichen. So können und müssen wir die nachfolgenden Generationen entlasten.“