Interview 20. Juli 2022

Für Bettina Belkner ist die Gesundheit ihrer Beschäftigten ein wichtiges Anliegen. Für den Vorstand des Kreisverbands Muldental des Deutschen Roten Kreuzes liegt es daher auf der Hand, ihnen eine betriebliche Krankenversicherung anzubieten.

Frau Belkner, wie kamen Sie auf die Idee, ihren Mitarbeitern eine betriebliche Krankenversicherung anzubieten?

2016 hatten wir im Durchschnitt 33 Krankheitstage. Das ist für uns ein Zeichen gewesen, dass wir etwas tun müssen. Also haben wir uns die Möglichkeiten einer betrieblichen Krankenversicherung für unsere über 400 Beschäftigten durchgerechnet. Wir sind schnell zu dem Entschluss gekommen, dieses Angebot einzuführen. Das Paket umfasst die Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer sowie Chefarzt-/Wahlarztbehandlung im Krankenhaus, den Anspruch auf eine medizinische Zweitmeinung im ambulanten Bereich, einen Facharzt-Terminservice und eine große Vorteilswelt. Die Kosten übernehmen wir als Arbeitgeber komplett.

Rechnet sich das Angebot für Sie?

Der Mehrwert ist nicht in Geld auszudrücken. Das gilt heute mehr denn je. Denn die Corona-Pandemie und die Folgen des Krieges in der Ukraine haben für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine nie dagewesene Arbeitsbelastung mit sich gebracht. Deswegen verstehe ich die betriebliche Krankenversicherung vor allem als Wertschätzung. Zudem stärkt die Gesundheit ja nicht nur die Arbeitskraft, sondern macht die Mitarbeiter auch für die Freizeit fit. Und die ist als Ausgleich wichtig, damit sie in ihrer wichtigen Arbeit im Dienst am Menschen ihren Mann und ihre Frau stehen können.

Dennoch müssen Sie ja auch einen Blick auf die Zahlen haben.

Natürlich haben wir bei der Einführung der betrieblichen Krankenversicherung auch gerechnet: Wenn wir es schaffen, die durchschnittliche Krankheitsdauer um zwei Tage zu reduzieren, rentiert es sich auch finanziell. Die Fehltage sind bei kurzfristigen Erkrankungen von bis zu sechs Wochen zunächst auch zurückgegangen. Aber in der heutigen Lage sind diese Berechnungen natürlich obsolet: Durch die dauerhafte Mehrbelastung in den vergangenen zwei Jahren hat sich die Zahl der Krankentage natürlich wieder erhöht. Ein Vergleich zur Situation davor, würde ein verzerrtes Bild ergeben. Umso wichtiger ist es, dass wir die bKV bereits vorher eingeführt hatten.

Das heißt, die Krankenversicherung ist ein Mittel zur Mitarbeiterbindung?

Nicht nur das. Sie ist auch ein wesentliches Instrument zur Gewinnung neuer Mitarbeiter. Auf dem Arbeitsmarkt gibt es ein mächtiges Gerangel um Fachkräfte. Gerade im Pflegebereich, aber nicht nur dort. Aktuell haben wir über 20 Stellen in vielen Bereichen unbesetzt: Vom IT-Support, Pflegepersonal bis hin zu Reinigungskräften. Wir wissen genau: Wer sich bei uns bewirbt, hat auch noch andere Bewerbungsgespräche. Deswegen ist es wichtig, den Unterschied zu finden, mit dem wir uns von unseren Mitbewerbern unterscheiden.

Wie waren die Reationen der Angestellten auf das Angebot?

Die Mitarbeiter sind begeistert. Das gilt gerade für diejenigen, die schon Leistungen in Anspruch nehmen mussten. Einige berichten, dass sie sich bei notwendigen Krankenhausaufenthalten fast besser umsorgt gefühlt haben als im Urlaub. Das ist für uns eine wunderbare Bestätigung. Viele der langjährigen Mitarbeiter sagen mir jetzt sogar: „Bei Euch bleibe ich bis zur Rente.“

Sie nehmen mit dem Angebot eine Vorreiterrolle unter den Wohltätigkeitsorganisationen ein. Haben schon weitere DRK-Verbände Interesse bekundet?

Ja, wir waren der erste DRK-Kreisverband, der diese betriebliche Krankenversicherung eingeführt hat. Mittlerweile bieten auch weitere Kreisverbände diese Leistungen an. Und andere sind sehr an unseren Erfahrungen interessiert. Ich denke, da werden noch einige folgen.

 

„Die betriebliche Krankenversicherung ist eine clevere Lösung“

Herr Zschiesche, Sie arbeiten im Schichtdienst. Wie hoch ist die Arbeitsbelastung für Sie und Ihre Kollegen? 

Schichtarbeit ist immer belastend. Im Rettungsdienst muss man zudem von Null auf Hundert sofort einsatzfähig sein. Bei den Mitarbeitern geht die Belastung durch das Tragen und Heben von Patienten häufig auf den Rücken. Man kann auch nicht immer verhindern, dass sie sich bei erkrankten Patienten anstecken.

Mussten Sie schon das neue Angebot Ihres Arbeitgebers in Anspruch nehmen? 

Ich persönlich noch nicht. Aber ein Kollege musste sich im Herzzentrum behandeln lassen. Er war mit den zusätzlichen Leistungen aus der betrieblichen Krankenversicherung sehr zufrieden. Auch meine Frau ist über unsere betriebliche Krankenversicherung mitversichert. Als sie mal dringend einen Facharzttermin benötigte, hat das reibungslos funktioniert.

Als Geschäftsführer sind Sie auch für die Einstellung neuer Mitarbeiter zuständig. Hilft Ihnen das Angebot dabei?
Auf jeden Fall. Die Bewerber sind immer überrascht, wenn sie davon erfahren. So können wir uns von unseren Mitbewerbern abheben. Das ist wichtig, denn im Rettungsdienst herrscht Vollbeschäftigung.

Wie lautet Ihr Fazit zur bKV?

Die bietet nicht nur viele Vorteile, sondern auch einen guten Rückhalt. Denn die Mitarbeiter wissen, dass sie gut abgesichert sind, falls sie wirklich einmal ausfallen sollten. Ich finde das sehr gut. Das ist eine clevere Lösung.